Sonntag, 3. Juni 2012
Sierra Nevada - Carson Pass - California (27.5. - 2.6.)


Die Erfrischung durch den Schneefall und der Feuchtigkeit, die dadurch in die Wueste kommt ist unbeschreiblich. Alles faengt an zu duften, riecht ganz frisch und ganz besonders nach Sagebrush. Sage ist eigentlich Salbei, mit Sagebrush ist allerdings ein etwa 50 cm hochwachsender Busch gemeint, eine Artemisia - Art, verwandt mit unserem Beifuss.
Nach dem Schneeintermezzo fahren wir am Pfingstsonntag morgens weiter. Wir wollen bis Fallon, das sind etwa 60 meilen, 100 km. Wir haben leichten Gegenwind, die Strecke ist trotzdem leicht zu fahren, weil es viel bergab geht, die Strasse ist gut und wenig Verkehr.
Als wir um eine Kurve herum kommen, sehen wir vor uns eine riesige Salzebene liegen. Die Luft flimmert darueber und gaukelt uns Wasserflaechen vor, es ist aber total trocken. Die Luftfeuchtigkeit liegt hier in der ganzen Gegend bei etwa 10 %. Das Salz liegt so dick, dass hier sogar Salz abgebaut wird.
Als wir auf die andere Seite der Strasse schauen glauben wir unseren Augen kaum: eine riesige Sandduene liegt ploetzlich mitten in der Landschaft. Fast ebenso hoch wie die umliegenden Berge. Wir ueberlegen uns nur kurz, ob wir sie uns aus der Naehe betrachten und sagen ganz schnell: bloss nicht! Am Fuss der Sandduene sehen wir bestimmt 100 riesige RV's stehen, auf der Sandduene rasen bestimmt ebenso viele mit ihren Quarts und anderen gelaendetauglichen Gefaehrten herum. Selbst aus 10 km Entfernung ist es bereits ein ohrenbetaeubender Krach. Auf dem Schild vor uns steht: Recreation Aerea! Schoene Erholung!
Wir fahren weiter. Nichts fuer uns. Die ersten haben wohl ihre Recreation abgeschlossen und machen sich mit ihren riesigen Trucks und Anhaengern auf den Weg nach hause und sind anscheinend noch sehr erfuellt vom Duenenfahren. Wir zwei kleinen Fahrradfahrer spielen eine untergeordnete Rolle, das merken wir, als sie uns ueberholen. Ganz schoen eng manchmal. . . Wir halten oefter an und fahren an den Strassenrand, das ist uns nicht so geheuer. Sicherheit geht vor, auch wenn wir so laenger brauchen. Wir sind froh, als wir am spaeten Nachmittag heile in Fallon ankommen.



Mit Fallon liegt das Great Bassin hinter uns. Bis San Francisco noch 317,5 Meilen.
Fuer uns Pfingstmontag, hier Memorial Day, ein offizieller Feiertag, an dem allen gedacht wird, die in Kriegen gefallen sind.
Der Feiertag bringt vor allem viel Verkehr. Nicht so angenehm fuer uns zu fahren. Wir merken, wie sehr wir auf den letzten 800 km verwoehnt waren: wenig Verkehr, viel unberuehrte Landschaft, kaum Besiedlung, total frische Luft. Wir muessen uns etwas umstellen.
Am Nachmittag hat Cornelius einen Platten am Vorderrad. Nach ausfuehrlicher Suche finden wir einen fetten echten Nevada- Dorn. Es dauert 20 Minuten, bis wir ihn heraus "operiert" haben, so tief hatte er sich in den Reifen gebohrt.
An diesem Abend bleiben wir in einem kleinen State Park, leider ziemlich nah an der Strasse und fahren am naechsten Tag nur ein kurzes Stueck bis Carson City, der Hauptstadt von Nevada. Wir wollen uns etwas erholen, bevor wir die Sierra Nevada ueberqueren, ueber den Carson Pass.



Kurz nach Carson City aendert sich die Landschaft vollkommen. Wir biegen ueber einen Huegel in ein Tal zwischen Bergen ein und glauben fast, wir seien im Allgaeu!! Gruene, saftige Wiesen, teils sumpfig, ein kleiner See, dahinter die hohen, schneebedeckten Berge. Tatsaechlich, da ist ja auch das Schild: Bavaria Road!!! Na also.
Wir fuehlen uns ganz befluegelt so im Gruenen zu fahren ist herrlich. Die Strasse hat wunderbar wenig Verkehr, geht munter auf und ab, mehr bergauf nun. Auf Cornelius Tacho ueberschreiten wir die 10.000 km Grenze seit dem Kauf im Fruehjahr 2011.





Kaum sind unsere Freudenrufe in der Landschaft verklungen, taucht vor uns das "California" Schild auf!!! Leider etwas klein, weil wir uns auf einer Nebenstrasse befinden. Egal. Wir freuen uns riesig: unser 10. Staat und wir wissen, dass die Kueste naeher rueckt.



Wir kommen wieder in die Berge. Zwischen den raschelnden Aspen ein super blauer, klarer Himmel. Herrlich!



Wir fuehlen uns wie in den Alpen und tatsaechlich heissen diese Berge auch die " California Alps".
Mit dem Unterschied, dass es hier Baeren gibt. Beim Zelten heisst das: Muell immer sofort in die baerensicheren Muelltonnen bringen, nie was essbares rumliegen lassen!!! Nichts essbares oder duftendes, wie Kosmetik im Zelt liegen lassen!!! Alles muss in baerensichere Kisten, die es teilweise auf den Campingplaetzen gibt oder mit einer langen Schnur im Baum aufgehaengt werden.









Der letzte Anstieg vor dem Pass.





Wir haben es geschafft!!!!! Der Carson Pass. Mit 2613 m unser zweithoechster auf dieser Reise. Wir sind happy.
Hier liegt ueberall mal noch etwas Schnee, teilweise sind es wohl auch Gletscher. Wir fahren nur kurz bergab an diesem Tag und bleiben am wunderbaren Silver Lake. Auch am naechsten Tag fahren wir nur ein kurzes Stueck. Wir wollen die herrliche Berglandschaft noch geniessen, denn bald geht es in die Ebene und dort wissen wir, sind gerade sehr heisse Tage, mit Temperaturen von 35 -40 Grad. Da wollen wir lieber warten, bis es etwas kuehler wird.





Die Gebirgslandschaft ist weitgehend von Granit gepraegt, so, wie auch Yosemite National Park mit dem beruehmten "Dome", der so viele Kletterer begeistert. Yosemite gehoert zum gleichen Gebirgszug und liegt etwas weiter im Sueden. Dort werden wir allerdings auf dieser Reise nicht hinkommen.



Wir geniessen den Nachmittag am See, sind ganz alleine, denn hier beginnt die Saison erst am 1. Juni. Wir sind einen Tag zu frueh. Darum muessen wir auf einen schoenen Nachmittagskaffee leider verzichten, aber die Aussicht und das Plantschen im kuehlen Wasser versoehnt uns reichlich.



Granitgebirge



Es geht sehr viel bergab, wir muessen allerdings ziemlich aufpassen: die Strasse ist ziemlich schlecht, hat viele Schlagloecher. Da kann man nicht nur einfach rollen lassen.
Wir kommen auf eine herrliche Nebenstrasse, die Omo Ranch Road. Kaum Verkehr, wunderbare Landschaft. Der Boden ist ueber und ueber mit einer bluehenden Rosaceae bedeckt. Bei uns haetten wir Walderdbeeren gedacht. Es sieht herrlich aus.
Die Strasse fuehrt uns immer weiter am Fuss des Berges abwaerts. Wir kommen durch ein Weinbaugebiet - ueberall wurde am Strassenrand zu einer Weinprobe eingeladen. Schade, das koennen wir uns nicht erlauben.
Wir kommen weiter in die Ebene, die ganz anders aussieht, als ich vermutet hatte (Wueste). Vor uns tut sich nach und nach die Schatzkammer Californiens auf. Neben riesigen, in voller Bluete stehenden Oleanderhecken gibt es Olivenhaine, 3m hohe Granatapfelbuesche in langen Formationen, Plantagen mit Walnussbaeumen, Mandelbaeumen, Tomaten, Wein.
Lange fahren wir auf einem Fahrradtrail entlang des American Rivers. Ueberall wird Boot gefahren und geschwommen, das Wetter laedt dazu ein. Wir werden auf eine falsche Abzweigung geschickt und landen direkt vor dem Eingangstor zur Sacramento Waldorfschool. Da schauen wir doch gleich mal. Es ist Sonntag. Die 12 . Klasse probt Klassenspiel: Shakespeare, Alles oder nichts. Der Gartenbaulehrer wohnt auf dem Gelaende und seine Tochter feiert 6. Geburtstag. Wir unterhalten uns kurz, koennen uns ausfuehrlich umschauen und werden mit Essen und Trinken bewirtet, fahren aber weiter, um die Feier nicht zu stoeren.
Am naechsten Tag ist es regnerisch. Wir muessen uns im REI ein neues Zelt kaufen. An unserem alten, das uns treue Dienste geleistet hat funktionieren die Reissverschluesse nicht mehr und wir haben ein Loch im Zelt.
Als wir vor der Tuer stehen spricht uns eine Frau an, Cheryl. Sie laedt uns zu sich ein und wir verbringen einen wunderbaren Tag bei ihr, schlafen im Himmelbett, es ist herrlich. Wir fuehlen uns so wohl bei ihr, als wuerden wir uns schon ewig kennen.



Am naechsten Tag fahren wir bis Vallejo, ueberqueren eine letzte Huegelkette und koennen von oben ganz in der Ferne schon die Golden Gate Bridge sehen. Von Vallejo aus geht es am naechsten Morgen mit der Faehre nach San Francisco.

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