Samstag, 26. Mai 2012
Einsame Strassen - Sonnenfinsternis - Nevada (19.5. - 26.5.)


Nun wurde das, was wir ueber die Landschaft des Great Bassin und unsere Route vorher wussten lebendig.
" No Services" bedeutet, dass es erst nach 83 Meilen wieder Wasser gibt, ueberhaupt so etwas wie einen kleinen Ort mit einer Einkaufsmoeglichkeit.
Nach diesem Tag zeigte unser Tacho 137 km an als wir in Baker ankamen. Wir sind ueber sieben Stunden geradelt!!!





Zum Glueck ist unsere Karte neben der Strecke mit einem Hoehenprofil ausgestattet. So wissen wir ganz gut bescheid, was uns an Steigungen, Abfahrten und Ebenen, die zu durchfahren sind, erwartet. Man sieht deutlich, dass es auf diesem Streckenabschnitt jede Menge Berge gibt. Wir bewegen uns auf Hoehen zwischen 1.500 - 2.300 m.





Nie wurde die Wueste langweilig und wir konnten einzigartige Tiere beobachten, wie diese Pronghorn Antilopen oder diese Wuestenechse Horned Toad.


Die Landschaft ist schier unbeschreiblich. Wir durchqueren sie von Ost nach West. Die Hoehenzuege und Ebenen verlaufen alle von Nord nach Sued. Jedesmal, wenn wir einen Hoehenzug ueberquert hatten, lag eine weite Ebene vor uns mit einer schier endlosen graden Strasse. Die Entfernungen waren selbst fuer uns in der Realitaet kaum einzuschaetzen. Ganz in der Ferne sah man ein Puenktchen, das sich bewegte und wir dachten: oh, ein Fahrradfahrer vielleicht?? Dann kam es naeher und naeher, bis wir feststellten: es war ein richtiger grosser Truck!! Fuer uns waren es viele Kilometer, bis wir eine solche Ebene durchfahren hatten. Noch viel riesiger und schier unendlich erstreckten sich die Ebenen nach Nord und Sued. Sie reichten, soweit das Auge sehen konnte. An einer Stelle schien die Strasse direkt in den Himmel zu fuehren. . Wir erreichen Nevada, the Silver State, den 9. Staat unserer Reise. Gleichzeitig kommen wir in eine neue Zeitzone: Pacific Time. Die 4. Zeitzone. Damit sind wir zur Mitteleuropaeischen Zeit 9 Stunden zurueck. Am Beginn unserer Durchquerung des Great Bassin waren es sanfte Huegel, die wir ueberquerten. Nun sind es "echte Berge". Unser Blick faellt auf noch deutlich hoehere Berge. In der Naehe von Baker beginnt der Great Bassin National Park. Der "Wheeler Peak" mit 13063 feet ist einer der hoechsten Erhebungen. Nicht der Einzige mit Schnee. Einer der hoechsten Paesse, die wir ueberqueren ist der Connor Pass mit 7722 feet. Am 20. Mai war im Westen der USA eine Sonnenfinsternis zu beobachten. In Nevada waren wir damit genau richtig. Wir fuhren an diesem Tag bis kurz vor die Stadt Ely. Mitten in der Wuestenebene gab es einen Rastplatz. Das schien uns ein geeigneter Beobachtungsort zu sein. Der Himmel war fast wolkenlos. Die erste Begegnung fand um 17.19 Uhr statt, die Durchquerung dauerte zwei Stunden. Die Sonne begann gerade hinter einem Berg unterzugehen, als noch ein kleiner Rest der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt wurde. Gebannt verfolgen wir das Naturschauspiel. Gerade als der Mond die Sonne voll bedeckte schob sich eine Wolke davor, was zu einem fantastischen Lichtspiel fuehrte. Der Hwy 50 fuehrt ueber hunderte von Kilometern durch fast unbewohntes Gebiet, was ihm den Namen " The Loneliest Road In Amerika" gab. Was den Autoverkehr betrifft, fuhren wir zuvor auf dem Highway 21 noch ruhiger. Dort konnte eine halbe Stunde vergehen, ohne dass wir einem Fahrzeug begegneten. Auf der 50 fuhren immer wieder Baufahrzeuge und Trucks. Wir erfuhren von einem uns entgegenkommenden Fahrradfahrer, dass irgendwo versteckt in dieser Gegend ein Atomkraftwerk gebaut werden soll. Auffallend war, dass in den weit auseinanderliegenden, kleinen Orten die Motels fast vollstaendig von Handwerkern belegt waren. Wieder einmal Summit und Wuestenebene. . Wir sind nun wirklich im Wilden Westen angekommen und begegnen ehemaligen Stationen des Pony Express, zur Zeit der Goldgraeber der einzige Verbindungsweg von Ost nach West. Waehrend der letzten Wochen hatten wir tagsueber meist Temperaturen um 30 Grad. In den Bergen nun war es nachts oft unter 10 Grad. Schoen kuehl! Seit drei Tagen ist es nun eher winterlich! Nachts um 0 Grad, tagsueber hoechstens 15 Grad. Da mussten wieder unsere Winterklamotten raus. Heute morgen ging die Kaelte durch Mark und Bein. Ohne Handschuhe (die hatten wir schon weggeschickt, weil wir dachten, wir brauchen sie nicht mehr) stach der Fahrtwind wie Nadeln in die Haende.. . Ich jaulte die ganze Zeit, um mich vom Schmerz abzulenken. Nach einer kurzen Fahrt durch die Ebene fuhren wir auf den ersten Pass zu und bemerkten, wie sich in den Bergen neben uns ein schweres Wetter zusammenzog und auf uns zu kam. Schneewolken hingen bis in die Ebene hinunter. Bald bekamen wir selbst ein paar Flocken ab. Bloss schnell weiter!!! Wir bekamen nach der Passueberquerung Rueckenwind und es gelang uns, dem Wetter zu entfliehen. Doch kaum waren wir diesem entflohen, zogen sich auch in der naechsten Bergkette die Wolken bedrohlich zusammen. Wir hatten Glueck: unser Weg fuehrte uns in der Ebene weiter, genau zwischen beiden Wettern hindurch. Zudem bekamen wir Rueckenwind. Gottseidank. Es war uns ganz schoen mulmig und wir beeilten uns vorwaerts zu kommen. Neben uns sahen wir, wie die Berghaenge weiss einschneiten und das Wetter auf uns zu kam. Nachdem wir unser Zelt in Cold Springs, einer ehemaligen Pony Express Station im kalten Sonnenschein aufgebaut hatten und wir in einem warmen Aufenthaltsraum sassen, fing es auch hier an kraeftig zu schneien! Wir sind noch in den Bergen! . . Der Schneefall am Nachmittag war allerdings nur der Vorgeschmack. In der Nacht schneite es so richtig und am Morgen waren wir regelrecht eingeschneit!! . . . . So sah es in der naeheren Umgebung aus. Der Schnee wurde schnell matschig und es fing an zu regnen. Wir machen einen Pausentag und fahren erst morgen weiter. Dann soll es wieder sonnig und waermer werden. Das sind unsere kaeltesten Tage auf der ganzen Reise. Ende Mai - das haetten wir nicht gedacht!!! Das Durchfahren des Great Bassin war eine echte Herausforderung. Groesstenteils waren die Tage sehr warm bis heiss. Wir mussten darauf achten, immer genuegend Wasser dabei zu haben. Die Naechte waren kuehl und wir empfanden sie als sehr erfrischend. Die Landschaft faszinierte uns jeden Tag aufs Neue. Die Berge mit den unterschiedlichsten Gesteinsarten innerhalb kurzer Strecke, die meist karge, aber doch so lebendige Vegetation und die Tiere, die wir sehen und beobachten konnten. Die Weite und die Ruhe, die wir jeden Tag erleben durften. Schwierig wurden die Windverhaeltnisse. Wir wussten schon, dass der Wind tagsueber meist stark zunimmt, also fuhren wir morgens zwischen 6.30 und 7.00 Uhr los. Das war immer hilfreich. An einem Tag wurde der Wind mittags so stark, dass wir auf einem schoenen primitiv Campground mit See abseits von der Strasse blieben. Es gab Sitzplaetze mit Schattendaechern und sogar Windschutzwaende aus Holz. Das half sehr! Leider hatten wir nicht genuegend Trinkwasser dabei fuer zwei Tage und wollten uns mit Wasser aus dem sauberen See behelfen. Ein Mann, der dort fischte, sah es und schenkte uns 2 Liter von seinem Wasser. An einem anderen Tag wurde der Wind am Ende der Ebene so stark, dass wir garnicht mehr weiter kamen, so heftig wir auch strampelten. Also stiegen wir ab und schoben 3 Kilometer, nur damit wir nicht einfach im munter pustenden Wind stehen bleiben mussten. Als wir kurz darauf in die Berge hinein kamen beruhigten sich die Verhaeltnisse und es ging wieder besser voran.

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Respekt, das ist eine gewaltige Leistung!
Die Beschreibung der Weite ist schon bombastisch. Ich habe früher immer geflucht, wenn ich per pedes die 4,5 km lange Strecke von Ort A nach B vor mir hatte. Man konnte die Ampel am Ende der Straße schon sehr früh erkennen. Ich hab vergessen, wieviele Ampelphasen es waren...

Eine schöne Reise wünsche ich noch

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